Ich wollte heute schenken.
Nach 30 Tagen Präsenz.
Nach 30 Tagen Nichts.
Nach 30 Tagen Kunst, nach Sichtbarkeit in den wARTe-Schauflächen.
Elf Werke als Manifestation digitaler Experimente hingen für fast 3 Wochen in der Öffentlichkeit neben der Wiener Staatsoper in der Wiener Innenstadt an der Straßenbahnhaltestelle Kärntner Ring/Oper.

Heute waren sie in wunderbares Licht getaucht, bereit, losgelassen zu werden. Ich hatte es angekündigt, geteilt und eingeladen.
Heute war der Tag: Wer kommt, darf mitnehmen. Umsonst. Für nichts. Präsenz gegen Präsenz.
Und dann kam:
Niemand.
Kein neugieriger Blick. Kein leises „Darf ich?“. Keine ausgestreckte Hand. Nur der Wind. Passant:innen. Ich.
Ich hatte mit dieser Möglichkeit gespielt – natürlich.
Es ist Ostern. Es ist Alltag. Es ist Überforderung.
Aber dass es dann wirklich so kam, hat mich doch getroffen.
„Nicht einmal geschenkt will jemand meine Kunst.“
Das war der Satz, der sich festgebissen hat.
Und mit ihm: Zweifel, Einsamkeit, Wertlosigkeit.
Denn – und das ist vielleicht das Schwerste daran –
ich wollte gesehen werden. Nicht im Sinne von Likes, nicht als Bestätigung für mein Ego – aber als Mensch, Künstlerin und jemand, der etwas gibt und dafür Resonanz sucht. Weil gesehen werden als Ausdruck von Zugehörigkeit eines der ältesten Bedürfnisse ist, die wir kennen!
Und nein – dieser Wunsch hat nichts mit Erwartungen zu tun.
Er ist keine versteckte Forderung und schon gar keine Anklage an dich, wenn du nicht da warst!
Ganz im Gegenteil:
Dein Nicht-Kommen war der absolut logischste Abschluss dieses Projekts! Besser hätte ich es selbst nicht inszenieren können.
Und es macht so viel SINN! Ich wachse in die Bedeutung ohne Bedeutung zu geben. Ich gehe konsequent meinen Weg zu meinen Bedingungen.

Ich war da.
Ich bin da.
Und ich sehe dich.
Für alle, die sich auch manchmal ungesehen fühlen:
Du bist nicht allein.
Das Projekt „30 Days of Absence as a Sign of Presence“ war eine Einladung an das Nichts. Vielleicht wird aus dem unsichtbaren zwölften Bild ein neues Kapitel.
Vielleicht bleibt es einfach – als stilles Echo. Als Erinnerung an das, was war.
Ich habe das wunderbare Licht an diesem Tag genutzt, um meine Werke noch ein letztes Mal zu fotografieren.
Dann habe ich sie losgelassen – wortwörtlich.

Ich habe die Leinwände auf der Fahrt nach Hause absichtlich in der Straßenbahn „vergessen“, um sie freizugeben.
Vielleicht sind sie noch unterwegs. Vielleicht liegen sie noch in der Straßenbahn. Vielleicht wurden sie schon entsorgt.
Und während ich diese Gedanken fertig denke, hängen schon die Werke der nächsten Künstlerin in den wARTe-Schauflächen.
Und ich trete heraus – still, wach, bereit.