Im ersten Teil dieser Blogserie über Das kleine Ich bin Ich ging es um Fitting in und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Darum, dass wir oft versuchen, uns in bestehende Formen einzupassen, bis wir erkennen: Ich bin Ich.
Aber da ist noch mehr.
Denn Das kleine Ich bin Ich macht eine Reise. Eine Suche. Und es gibt in dieser Geschichte nicht nur eine Erkenntnis, sondern mehrere:
Es gibt einen Moment in Das kleine Ich bin Ich, den ich besonders bemerkenswert finde.
Am Anfang gibt es keinen Zweifel. Das kleine, bunte Wesen lebt einfach. Es geht spazieren, freut sich an der Welt, existiert.
Doch dann kommt eine Stimme von außen:
„Wer bist denn du?“
Eine harmlose Frage? Vielleicht.
Aber sie verändert alles.
Plötzlich ist die Unbefangenheit verschwunden. Plötzlich stellt sich das kleine Ich bin Ich selbst infrage. Es beginnt zu suchen, zu vergleichen, sich an anderen zu messen.
Und genau hier beginnt ein Prozess, den viele von uns kennen: die Suche nach Identität im Außen.
Wenn die Welt uns sagt, wer wir sind
Was tun wir, wenn wir nicht sicher sind, wer wir sind?
Wir fragen.
Wir beobachten.
Wir suchen nach einer Bestätigung von außen.
Das kleine Ich bin Ich zieht los und fragt die anderen Tiere:
- „Bin ich ein Pferd?“
- „Bin ich ein Fisch?“
- „Bin ich ein Papagei?“
Doch alle antworten nur aus ihrer eigenen Perspektive:
- „Du hast keine Hufe, also bist du kein Pferd.“
- „Du kannst nicht schwimmen, also bist du kein Fisch.“
- „Du bist nicht so bunt wie ich, also bist du kein Papagei.“
Das kleine Ich bin Ich wird immer unsicherer.
Mit jeder Antwort wird klarer, was es nicht ist – aber nicht, was es ist.
Die Grenzen der Fremdwahrnehmung
Hier steckt eine tiefe Wahrheit.
Wie oft definieren wir uns über die Wahrnehmung anderer?
Wie oft vergleichen wir uns mit fremden Maßstäben?
Wie oft hoffen wir, dass jemand anders uns endlich sagt: „Das bist du!“
Doch genau wie im Buch gibt es da ein Problem:
- Andere Menschen sehen uns immer durch ihre eigene Linse.
- Sie definieren uns oft über das, was ihnen wichtig ist.
- Sie vergleichen uns mit sich selbst – nicht mit dem, was wir wirklich sind.
Wenn wir uns zu sehr auf äußere Definitionen verlassen, verlieren wir uns selbst.
Das kleine Ich bin Ich versucht, sich über den Blick der anderen zu verstehen – und scheitert.
Bis es schließlich zu einer existenziellen Frage kommt:
„Gibt es mich vielleicht gar nicht?“
Ein Moment der Verzweiflung. Ein völliger Identitätsverlust.
Warum die wahre Antwort in uns liegt
Doch genau an diesem Punkt geschieht etwas Magisches.
Es hört auf, zu fragen.
Es hört auf, sich zu vergleichen.
Es bleibt einfach still.
Und dann, fast wie aus dem Nichts, kommt die Erkenntnis:
„Aber natürlich gibt es mich! Ich bin Ich!“
Niemand hat ihm diese Antwort gegeben.
Kein Tier, keine äußere Stimme, keine Bestätigung von außen.
Diese Erkenntnis kommt von innen.
Und das ist der entscheidende Punkt:
Identität ist keine Definition, die uns jemand anders geben kann.
Identität ist etwas, das wir selbst anerkennen müssen.
Warum wir uns nach Bestätigung sehnen – und warum sie uns nicht definiert
Viele von uns kennen dieses Gefühl.
Wir suchen nach Rollen, Zugehörigkeit, einem Platz in der Welt.
Manchmal in unseren Beziehungen.
Manchmal in unserer Arbeit.
Manchmal in gesellschaftlichen Erwartungen.
Wir hoffen, dass uns jemand sagt:
- „Ja, du bist gut so, wie du bist.“
- „Ja, das ist der richtige Weg für dich.“
- „Ja, du passt genau hierhin.“
Doch wenn wir uns nur über äußere Bestätigung definieren, sind wir verletzlich.
Denn was passiert, wenn sie ausbleibt?
Was, wenn niemand sagt: „Gut gemacht“?
Dann sind wir genau dort, wo das kleine Ich bin Ich kurz vor seiner Erkenntnis war – verloren.
Sich selbst genügen
Das kleine Ich bin Ich kommt mit seiner Erkenntnis zurück zu den anderen Tieren.
Es verkündet stolz:
„Kennt ihr mich? Ich bin Ich!“
Und dann passiert etwas Erstaunliches.
Niemand widerspricht.
Niemand fragt weiter.
Niemand verlangt eine weitere Erklärung.
Sogar der Laubfrosch, der die Unsicherheit ausgelöst hat, quakt nur:
„Du bist du. Und wer das nicht weiß, ist dumm.“
– Der Laubfrosch in Das kleine Ich bin Ich
Als ob es nie eine Frage gewesen wäre.
Und vielleicht ist das die tiefste Wahrheit von allen:
Wenn wir selbst akzeptieren, wer wir sind, dann tun es oft auch andere.
Und wenn nicht?
Dann ist es trotzdem wahr.
Ich bin Ich.
Ohne Erklärung. Ohne Erlaubnis. Ohne Vergleich.
Einfach so.
Literaturhinweis: Lobe, M., & Weigl, S. (1972). Das kleine Ich bin Ich. Jungbrunnen.
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