Nichts – Die Antwort auf alles?

Was ist größer als Gott,
böser als der Teufel,
die Armen haben es,
die Reichen brauchen es,
und wenn man es isst,
stirbt man?

Die Antwort ist so einfach wie aufregend: Nichts.

In einem Moment der passiven Abwesenheit erscheint das Nichts als tatsächlicher Mangel. Das Fehlen wird spürbar, als Leerstelle, als Stille, als das, was nicht mehr oder noch nicht ist. Es ist das ungesagte Wort in einem Gespräch, das ungeschriebene Kapitel, das sich nicht fügen will, der Platz am Tisch, der leer bleibt.

Wir erleben das Nichts oft als eine Form des Verlusts. Eine Erwartung, die nicht erfüllt wurde. Ein Echo, das nicht zurückkehrt. Eine Bewegung, die ausbleibt. Und genau in dieser Phase des Erlebens wird die Frage drängend:

Ist das Nichts wirklich nichts? Oder ist es eine Form von Gegenwart, die wir nur nicht als solche erkennen?

Doch was ist das Nichts eigentlich? Lässt es sich überhaupt definieren? Oder läuft jeder Versuch, es zu beschreiben, ins Leere?

Das Nichts ist ein grammatikalisches Paradoxon.

Es ist ein Substantiv, aber es bezeichnet kein Ding und keine Sache.

Es gibt ein Nichts, aber nicht zwei Nichts. Es hat keinen Plural, denn es bleibt absolut – es gibt nicht „mehrere Nichts“.

Sein grammatikalisches Geschlecht ist neutral und sein sprachliches Gegenteil wäre „etwas“ oder „alles“.

Synonyme gibt es wenige, da „Leere“, „Abwesenheit“ oder „Void“ oft nur Aspekte des Nichts beschreiben, aber nicht vollständig ersetzen. Interessanterweise verlangt das Nichts grammatikalisch oft eine Verneinung: „Es gibt nichts.“ – als müsste man seine Existenz doppelt aufheben, um es auszudrücken.

Linguistisch betrachtet ist das „Nichts“ eine Negation, aber es ist nicht gleichbedeutend mit einem schlichten „kein“. „Kein“ bedeutet „nicht ein“, während „Nichts“ überhaupt keine Quantifizierbarkeit besitzt. Es entzieht sich der Zuweisung und bleibt dennoch eine gedankliche Kategorie.

Sprache ist ein faszinierendes Konstrukt. Sie erschafft Bedeutungen und Realitäten, aber was passiert, wenn wir das Wort „Nichts“ aussprechen? Ist es eine Bezeichnung für etwas, das nicht existiert? Oder wird es durch das bloße Benennen zu einem Konzept?

Das Nichts als Konzept – (Un)sprechbar

Für Kinder ist das Nichts ein schwer fassbares Konzept. Gespräche mit meinen Kindern (5, 14 und 15 Jahre) zeigen immer wieder, dass sie sich eine Welt ohne etwas nicht vorstellen können. Das „Nichts“ wird oft mit Dunkelheit oder Leere assoziiert, aber sobald es definiert wird, ist es bereits „etwas“. Abstrakte Konzepte sind wirklich schwer zu verstehen und häufig fehlt die passende Sprache dazu – die Wörter, um das nicht Fassbare zu beschreiben.

Kinder lernen meistens durch Kontraste. Sie verstehen hell, weil es dunkel gibt. Sie begreifen das Dasein, weil Dinge verschwinden können. Doch das absolute Fehlen von etwas bleibt unvorstellbar. Selbst wenn sie ein leeres Glas betrachten, ist darin immer Luft, Licht, Raum.

Erwachsenes Verstehen unterscheidet sich da nur wenig, es kommen aber (sprachliche) Erfahrung und Weltwissen dazu und: wir haben uns häufig damit abgefunden, dass es Dinge, Phänomene und/oder Ideen gibt, die es einfach gibt. Wir verwenden Sprache und geben Wörtern Bedeutung. Als Sinn-Suchende ist mir das häufig Herausforderung und ich gebe mich mit Leidenschaft Gedankenspielen und Experimenten hin, um auch das scheinbar Unbegreifliche, das nicht Logische oder Surreale zu denken, zu sprechen und zu erschaffen, wie dieses Bild:

Serene Minimalism | midjourney 2025

Ist dieses Bild nichts oder etwas? Ist es keins, eins oder mehrere? Hat es Sinn oder Unsinn? Macht es Sinn oder Unsinn? Wenn ich es zeige, existiert es. Aber wenn ich es nicht zeige, existiert es dann nicht?