Ist dir langweilig, dich mit nichts zu beschäftigen?
Langeweile kannte ich als Kind einer alleinerziehenden, ständig arbeitenden Mutter ohne Geschwister sehr gut. Es gab da eine Phase, in der ich mich intensiv mit Buchstaben und Wörtern beschäftigte. Ich schnappte ein Wort auf und zerlegte es in alle möglichen neuen Kombinationen, immer und immer wieder.
Ich perfektionierte es so sehr, dass ich mich dabei sogar gleichzeitig mit anderen unterhalten konnte. In der Rückschau war das wie ein Paralleluniversum – ein self-soothing tool, um das Nichts erträglich zu machen und die Einsamkeit wegzudenken.

Jetzt kehre ich zurück zum Nichts. Aber diesmal nicht, um es zu vermeiden – sondern um zu sehen, was es enthält.
Sich in Tisch, nichts nicht.
In sich nicht, nichts in Sinn.
Sich Tisch, ich nicht, ich Sinn.
Nicht ich, nicht Tisch, Sinn sich.
Ich Tisch, Sinn in sich, nicht Tisch.
Ich in Sinn, nicht Tisch, sich nicht.
Nicht Sinn, sich Tisch, ich nicht.
Sinn sich, nicht ich, Tisch in.
Buchstaben als Rhythmus.
Ein Wort dreht sich im Kreis.
Ein Satz setzt sich zusammen.
Sinn verschwendet Nichts.
Nichts hält am Sinn.
Sich nichts.
Ich Sinn.

Georges Perecs Buch „La Disparition“ (orig. 1969) kannte ich damals noch nicht, hätte mir aber bestimmt sehr viel Freude bereitet. Es kommt nämlich in der französischen Originalausgabe gänzlich ohne den Vokal „e“ aus. 😍
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