Zwischen Weiß und Schwarz
Robert Rauschenbergs White Paintings (1951) sind Leinwände völlig in weiß gemalt. Sie reflektieren den Raum, das Licht, den Moment.
Ad Reinhardts Black Paintings (1960er) dagegen sind Leinwände in völligem schwarz. Sie scheinen alles zu verschlucken, obwohl im Schwarz alle Farben vorhanden sind.
Beide Künstler spielen in ihren Serien mit der Idee von Präsenz und Abwesenheit.
(Meine) genKI-Kunst existiert irgendwo dazwischen. Sie beginnt meistens nicht mit Farbe auf Leinwand, sondern mit einer Idee und menschlicher Sprache. Mit Worten, die nicht gesehen werden – einem Prompt, einer unsichtbaren Anweisung. Und was daraus entsteht, sind Pixel: geformt durch menschlich programmierte Algorithmen, Wahrscheinlichkeiten und nicht-menschliche Berechnungen irgendwo verortet zwischen richtig und falsch.

Während Rauschenberg den Raum als Bild begreift und Reinhardt die Wahrnehmung selbst auf die Probe stellt, bewegt sich generative KI-Kunst in einem anderen Spannungsfeld:
Sie ist eine paradoxe Fläche. Sie hat keine Vergangenheit im klassischen Sinne, keine Pinselstriche oder physische Spuren. Und doch steckt in ihr eine Präsenz, die gleich tief geht wie bei jedem analogen, monochromen Gemälde.
Wer ein KI-generiertes Bild betrachtet, sieht nur das Ergebnis und denkt vielleicht: nichts.
Diesem Nichts zugrunde liegen viele Entscheidungen, die in Sprache getroffen wurden, Codes, die es formten, und vor allem das Menschliche, das die Richtung vorgab und sortierte.
Wenn ich selbst auf eines meiner Werke blicke, sehe ich Pixel, und ich sehe den Raum dazwischen: unter anderem meine Worte, die es erschaffen haben – und die jetzt nicht mehr da sind.
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